Monolithische Symbiose von Tradition und Moderne
Das etwas andere Holzhaus in Kärnten
Wenn von monolithischen Außenwänden gesprochen wird, entstehen in der Regel zuerst Assoziationen mit den Baustoffen Leichtbeton, Ziegel oder auch Lehm. Das liegt nicht zuletzt am Wortursprung: mono lithos – der eine Stein. Erweitert man den Begriff jedoch für homogene Bauteile, wird sehr schnell deutlich, dass der Baustoff Holz unbedingt eine nähere Betrachtung erfahren sollte. Auch in diesem Bereich finden Entwicklungen zu einschichtigen Außenwandkonstruktionen statt.
Das Einfamilienhaus von Familie W. in monolithischer Holzbauweise ist so ein Haus. Es ist für 5 Personen ausgelegt und verbindet Tradition und Moderne in einer ausgewogenen Symbiose. Als Prototyp für ein neues Holzbausystem der Firma Stora Enso wird es von verleimten Brettsperrholzelementen (CLT) bestimmt. Wichtig für die Bauherren war vor allem ein individuelles Design, welches auf eigenen Ideen basierend in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten Mario del Carlo umgesetzt wurde. So sollte ausreichend Platz für die gesamte Familie vorhanden sein und ein offenes, freies Wohngefühl vermittelt werden. Es entstand ein zweistöckiges Gebäude ohne Unterkellerung. Angeschlossen wurde eine Garage und Abstellräume. Diese drei Teile wurden durch eine vorgesetzte Lamellenfassade verbunden, die außerdem für die nötige Privatheit sorgt.
Im Februar 2015 bezogen das Ehepaar und seine drei Kinder das Haus in Klagenfurt-Viktring.
Moderner Holzbau
Holz erlebt in letzter Zeit eine Renaissance. Die moderne Zeit hat viele neue Möglichkeiten zur Konstruktion und Verarbeitung dieses schon seit Jahrhunderten bekannten Werkstoffes hervorgebracht. Deswegen wird Holz inzwischen nicht nur für Scheunen oder Almhütten verwendet, sondern auch für die unterschiedlichsten Typologien, wie Museen, Sporthallen, Universitätsgebäude, bis hin zu Kindergärten, Schulen und natürlich nach wie vor Einfamilienhäusern.
Einige Vorteile der Verwendung von Holz liegen auf der Hand, wie zum Beispiel die gute CO2-Bilanz, dass es sich um einen nachwachsenden Rohstoff handelt und er in den meisten Gegenden unserer Erde verfügbar ist. Tatsächlich bietet Holz viele Vorteile, kann mit den konventionellen Aufbauten mithalten oder sie sogar übertreffen. Im Brandfall bildet Holz (wenn es als Vollholz eingesetzt wird) eine natürliche brandhemmende Schicht. Durch dieses Verhalten ist es bereits jetzt möglich F180-Wände herzustellen.
Auch das bauphysikalische Verhalten ist in vielen Bereichen positiv. So kann Holz geringe Mengen an Tauwasser aufnehmen und es langsam wieder abgeben und hat dabei einen höheren Dämmwert als konventioneller Ziegel oder Beton. Zudem wird es gleichzeitig als Dämm- und Konstruktionsstoff verwendet.
Ein Großteil von Projekten im Holzbau wird nach wie vor als Holzrahmenkonstruktion ausgeführt, wobei der Anteil der Vollholzkonstruktionen jedoch zunimmt. Dabei ist nicht mehr von der klassischen Blockhütte die Rede, vielmehr werden mehrere Lagen durch unterschiedlichste Techniken (leimen, nageln, dübeln) zu einem ausgesteiften Wand- oder Deckenelement kombiniert.
Das hier vorgestellte Projekt ist ein Prototyp für diese Bauweise.
Hausführung
Die Erschließung des Hauses erfolgt trockenen Fußes durch einen Gang, welcher vom Carport hinter den Lamellen zum Eingang führt. An den Eingangsbereich schließt sich rechter Hand die Garderobe, ein Technikraum und das WC an, welche vom Wohnbereich abgetrennt sind. Des Weiteren befindet sich im Erdgeschoss das Wohnzimmer und die Küche mit Essbereich. Durch beide gelangt man in den im hinteren Teil des Grundstückes gelegenen Garten mit überdachter Terrasse und Abstellräumen. Das Obergeschoss besteht aus dem Elternschlafzimmer mit Zugang zum Balkon sowie einem Bad und den beiden Räumen für die Kinder, die ebenfalls einen Balkon haben. Der Zwischenraum an der Giebelseite zum Balkon bzw. im Bereich der Terrasse wurde genutzt, um dort eine Schaukel zu befestigen. Wie bei den Fenstern ist hier die vorgesetzte Fassade ausgespart. Dies dient der nötigen Belichtung des Innenraumes. Durch zusätzlich angebrachte Schiebeelemente könnte in Zukunft der Lichteinfall reguliert und der Entwurf abgerundet werden.
Die Lamellen und andere konstruktive Details
Durch das Verleimen von mehreren Holzlagen wurden ausgesteifte Wand- und Deckenelemente im Werk vorgefertigt. Diese wurden 2014 auf dem Grundstück von drei Zimmermännern und drei Familienmitgliedern der Bauherrenfamilie mit Winkeln auf der Bodenplatte befestigt. So waren insgesamt nur sechs Personen für die Errichtung des Rohbaus nötig. Innerhalb von vier Tagen war das Gebäude luftdicht.
Um den Wandelementen eine hohe Stabilität zu verleihen, wurden etagenhohe Fenster und Türen verwendet. Es war also nicht nötig mit Aussparungen in den Elementen zu arbeiten, da diese einfach von einer Öffnung zur nächsten reichen.
Mit 28cm erscheinen die Außenwände verhältnismäßig dünn und erreichen dennoch einen U-Wert von 0,36 W/m²K. Es zeigt sich wieder, dass Holz sowohl ein guter Konstruktions- als auch Dämmstoff ist. In Kombination mit einer zusätzlichen Zellulosedämmung wird im Dachbereich sogar ein U-Wert von 0,12 W/m²K möglich. Insgesamt erreicht das Gebäude nach den Planungen im Energieausweis jeweils die Note B (HWBSK, PEBSK, CO2 SK, fGEE), wodurch das Haus nicht gefördert werden konnte. Der erste Winter steht bevor, in dem sich zeigen wird, ob diese rechnerischen Werte (durchschnittlicher U-Wert nach Energieausweis: 0,30 W/m²K) ausreichend sind.
Dem traditionellen Holzbau folgend kommt ein Satteldach zum Einsatz. Die typischen überstehenden Sparren wurden mit Hilfe einer vorgesetzten Fassade (Abstand zwischen 70cm und 130cm) verbunden und so kaschiert. Die Entwässerung erfolgt über Kastenrinnen, welche für den Betrachter unsichtbar angebracht sind. Lamellen schützen die eigentliche Fassade vor Regen und anderen Witterungseinflüssen. Durch diese Verbindung von Gestaltung und konstruktiver Notwendigkeit zu einem stimmigen Gesamtkonzept findet sich die monolithische Bauweise im Detail auch im Gebäudekörper wieder.
Sichtbare Holzkonstruktion im Inneren
Der Innenraum wird ebenso vom Thema Holz bestimmt. Der warme Eindruck des Holzfußbodens wird durch die Fußbodenheizung verstärkt. Verkleidete und Holzoberflächen wechseln sich im Inneren ab, sodass das Holz eine starke Wirkung entwickelt. Auch das Interieur fügt sich nahtlos in den Innenraum ein. Dies wird im Bereich der Küche deutlich, welche schlichte, moderne Funktionalität und Design ausstrahlt, wodurch sich auch hier die monolithische Gestaltung wieder findet.
Stimmiges Gesamtkonzept
Dieses Wohnhaus spiegelt den Trend des monolithischen Bauens im modernen Holzbau wider und zeigt, dass sich Tradition und Neuentwicklungen widerspruchslos verbinden lassen. Das Konzept der monolithischen Bauweise wird in diesem Projekt nicht nur im Detail, sondern auch in der Außen- und Innengestaltung konsequent angewandt und schafft damit ein stimmiges Design als Beispiel für modernes Wohnen mit traditionellen Wurzeln.
Dieser Artikel enthält Teile der Diplomarbeit Nachhaltige homogene Holzbausysteme
Dieser Artikel wurde auch auf GAT – Verein zur Förderung steirischer Architektur im Internet veröffentlicht
Dieser Artikel erschien auch im Buch Monolithisch Bauen: Eine Bestandsaufnahme von Tim Lücking
Fotos Copyright Gernot Weiß & Tim Lücking
Grundrisse nach den Plänen von Mario del Carlo